Wie nachhaltig sind Bambusprodukte?

Andrea Bäuerle
Aktualisiert am: 18. Sep. 2023

Bambus liegt im Trend und steckt mittlerweile immer häufiger in Verpackungsmaterialien, Textilien, Möbelstücken, Fahrrädern, Deko-Objekten und Küchenaccessoires. Auch im handwerklichen Bereich wird das Material verwendet. Die weltweite Nachfrage steigt, schließlich gilt das Material als äußerst nachhaltig und umweltverträglich. Doch was steckt wirklich dahinter?

Was ist Bambus?

Bambus ist eine subtropische Pflanze, die im asiatischen Raum kultiviert wird. In der Welt gibt es mehr als 1.200 Bambusarten. In Europa kann Bambus ebenfalls wachsen, nachdem die Pflanzen Mitte des 19. Jahrhunderts als Import aus China und Japan nach Europa kamen.

Bambus gehört zu den Gräsern. Es gibt feine Bambusgräser und Sorten, die eine Höhe von bis zu 40 Metern in sechs Monaten erreichen. Nach sieben Jahren Wachstum hat Bambus seine endgültige Härte erreicht, die die meisten Holzsorten übertrifft. Auch in früheren Wachstumsphasen punktet der Rohstoff mit Stabilität und Härte. Für die industrielle Nutzung kommen spezielle Bambusarten zum Einsatz, die besonders schnell wachsen. Diese Halme verholzen bereits in der Wachstumsphase und können nach etwa drei Jahren geerntet werden.

Wie fair ist Bambus?

Momentan ist China das wichtigste Exportland für Bambus. Kleine Agrarbetriebe übernehmen den Anbau, industrielle Strukturen spielen keine große Rolle. Verglichen mit der Kaffee- oder Baumwollproduktion sind die Arbeitsbedingungen deutlich fairer, aber nicht mit europäischen Bedingungen vergleichbar.

Expertinnen und Experten prognostizieren, dass Bambus zukünftig nicht nur in China angebaut wird, sondern auch afrikanische Länder größere Mengen des Rohstoffs exportieren werden. Hierzu zählt beispielsweise Äthiopien. Bambus wird in vielen Ländern zu einer wirtschaftlichen Alternative, die hilft, die Abholzung tropischer Baumbestände zu verringern. Nebenbei fördert der neue Wirtschaftszweig die Entwicklung des Landes.

Wie tauglich ist die Bambusfaser?

Produktionsunternehmen schätzen die einzigartigen Eigenschaften von Bambusfasern. Das Material ist hart, fest und dicht, weshalb es gut für den Möbelbau geeignet ist. Auch für den Hausbau und für elegante Bodenbeläge ist Bambus vorteilhaft. Das Material ist flexibel und stabil zugleich, weshalb es sich sogar für die Herstellung von Fahrradrahmen eignet. In der Industrie sind Verbundwerkstoffe mit Bambusanteil seit einigen Jahren gefragt. Zukünftig soll es große Marktchancen im Bereich der Werkstoffentwicklung für Bambus geben.

Wie nachhaltig ist Bambus?

Das schnelle Wachstum der Bambuspflanze ermöglicht die Ernte größerer Mengen, ohne das natürliche Gleichgewicht zu gefährden. Wenn die Halme geerntet werden, stirbt die Pflanze nicht und aufgrund der großflächigen Wurzelsysteme wachsen neue Pflanzen schnell nach. Das ist ein Vorteil gegenüber des Holzabbaus.

Der Anbau von Bambus als Holzersatz funktioniert nahezu ohne Düngemittel, künstliche Bewässerungsmethoden oder Pestizide, da der Rohstoff von Natur aus schädlingsresistent ist. Im Vergleich zu Bäumen können Bambuspflanzen größere Mengen Kohlenstoffdioxid speichern, was sich positiv auf die Ökobilanz auswirkt.

Die Einsatzgebiete von Bambus sind vielfältig: Das Naturmaterial ersetzt Plastikprodukte und punktet mit einer natürlichen Haptik und Optik. Mittlerweile wird der Rohstoff auch für die Produktion von Bioplastik verwendet. Bioplastik ist biologisch abbaubar und wird im Gegensatz zu "normalem" Plastik nicht unter umweltschädlichen Bedingungen hergestellt.

Ob die Ökobilanz von Produkten aus Bambus wirklich besser ist als die Nachhaltigkeit von Produkten aus heimischen Hölzern, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Aufgrund des schnellen Wachstums und der hohen Speicherfähigkeit von Kohlenstoffdioxid ist Bambus nachhaltiger als die meisten Holzsorten. Weil die Pflanze in Europa nicht industriell angebaut wird, sind jedoch die Transportwege lang, woraus ein negativer Effekt auf die Ökobilanz resultiert.

Arten von Bambusprodukten

Bambus ist aufgrund seiner Hohlfasern ein hervorragendes Material für Kleidungsstücke und Textilien aller Art, insbesondere Sportbekleidung und Socken aus Bambusfasern haben sich etabliert. Die Fasern nehmen Feuchtigkeit auf und ermöglichen eine optimale Luftzirkulation. Weil das Material weich ist und einen seidenähnlichen Glanz erzeugt, eignen sich Bambusfasern auch für Kleidungsstücke von "elegant" bis "casual". Weitere Vorteile des Materials im Überblick:

  • wärmeregulierend und atmungsaktiv,

  • antistatisch,

  • antibakteriell und geruchsneutralisierend,

  • hypoallergen,

  • knitterbeständig,

  • farbecht,

  • pflegeleicht, da maschinenwaschbar bei niedrigen Temperaturen.

To-Go-Verpackungen, Einweg-Essbesteck und Einweg-Kaffeebecher haben in der Vergangenheit für viel Plastikmüll gesorgt. Bambus bietet hier eine gute Alternative, denn Bambus kann Einweg-Geschirr aus Plastik ersetzen und ist biologisch abbaubar. Langlebigere Produkte aus Bioplastik mit Bambusfasern können mehrfach verwendet werden.

Bei Kaffeebechern und anderen Produkten aus Plastik mit Bambusanteil ist ein Blick auf die Zusammensetzung wichtig: Einige Produkte enthalten Melamin und andere schädliche Stoffe, die in heiße Getränke und warme Lebensmittel übergehen können. Es gilt bei Lebensmittelkontakt: Je natürlicher das Produkt, desto besser. Bambusprodukte mit Melamin und anderen synthetischen Harzen sind nicht biologisch abbaubar. Reiner Bambus mit natürlichen Bindemitteln ist biologisch abbaubar und für den Menschen unschädlich.

Bambus wird mittlerweile auch im Verpackungsdesign verwendet und kann Plastik, Papier und Kunststoffe ablösen. Im Kosmetiksegment sind plastikfreie Wattestäbchen aus Bambus und Baumwolle sowie Bambustaschen und Kosmetiktücher im Trend.

Holzersatz aus tropischen Wäldern

Auch in der Baubranche gibt es Einsatzfelder für Bambus: Bambusparkett ersetzt als Bodenbelag tropisches Holz. Bodenbeläge, Sichtschutzwände und Möbel für den Außenbereich müssen besonders witterungsbeständig sein. Bisher kam tropisches Teakholz häufig in Gärten zum Einsatz. Doch tropisches Holz wie Teak verändert die Farbe recht schnell, das Material wird unter Einwirkung von UV-Licht grau. Die mit Harz verdichtete Alternative aus Bambus eignet sich besser als Terrassenbodenbeläge und für Outdoor-Möbel, denn diese haben eine beständigere Farbe. Darüber hinaus ist Bambus günstiger und benötigt weniger Pflegeaufwand. Nachhaltige Baumaterialien aus Bambus können auch zur Fassadenverkleidung eingesetzt werden.

Die Vor- und Nachteile von Bambusprodukten

Natürliche Produkte aus Bambus ohne synthetische Zusätze wie Klebstoffe sind biologisch abbaubar und recyclefähig, das Material ist robust und formstabil. Auch die Optik von Bambus überzeugt, weshalb die Pflanze bei vielen Designprodukten zum Einsatz kommt. Die Produkte sind nachhaltig und werden als "natürlich schön" wahrgenommen.

Die Nachteile sind nicht direkt mit den Pflanzen verbunden. Momentan gibt es nur wenige Zertifikate auf dem Markt für Bambus, die faire Herstellungsprozesse sichtbar machen. Außerdem haben Produkte mit synthetischen Harzen und Zusatzstoffen Nachteile. Sie sind nicht komplett abbaubar und Küchenaccessoires wie To-Go-Kaffeebecher können schädliche Stoffe abgeben.

Fazit

Bambus wird umweltschonend angebaut, wächst schnell, produziert während der Wachstumsphase viel Sauerstoff und nimmt große Mengen Kohlenstoffdioxid auf. Der Anbau benötigt wenig Wasser und eine geringe Fläche.

Der Rohstoff überzeugt mit Vorteilen in der Zusammensetzung, weshalb Bambus vielfältig einsetzbar ist. Egal, ob als Plastikersatz, als Baumaterial oder als Faser für Textilien: Bambus ist ein Allrounder.

Blicke auf die Entwicklung des globalen Marktes und die internationale Nachfrage bleiben spannend. Hierzulande wird die Bedeutung von Bambus in der Werkstoffherstellung und als Baumaterial im Vergleich zu Holz oder Plastik zunehmen. In den Segmenten Möbelbau, in den Bereichen Deko und Küchenaccessoires und in der Textilbranche ist Bambus bereits etabliert.

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